Viel mehr als nur ein Begleiter
Kiko Pedrozo, Großmeister der Harfe, stellt seine Klasse unter Beweis
Der Kulturbeutel-Tempel "U1" war nicht ohne Grund überfüllt. Wann bekommt man in der Region schon einmal einen der 50 besten Harfenisten der Welt zu hören, noch dazu bei einem Konzert, in dem er selbst die Hauptperson ist? Kiko Pedrozo, aus Paraguay stammender Großmeister des vielsaitigen Musikinstruments, war bislang vor allem als Begleiter bekannt. Er wirkt etwa bei den "Sound of Islands" des Wortakrobaten Willy Astor mit oder bei Sänger Franz Benton. Doch nun hat er sich selbständig gemacht und tourt zusammen mit Hansi Zeller, einem aus dem Allgäu stammenden Akkordeonspieler der Extraklasse, durch die Lande - und das ist mehr als gut so: Denn nur auf diese Weise konnte man in Garmisch-Partenkirchen auch mal einen Harfenisten erleben, der nicht "nur Bestandteil eines Sinfonieorchesters oder einer bayerischen Stubnmusi ist, sondern sich selbst und seinem zum größten Teil selbst komponierte Musik präsentierte.
Mit seinen drei Harfen präsentierte Pedrozo ein ebenso spannendes wie vielseitiges und unterhaltsames Programm, das sozusagen unter dem Motto "Von Südamerika bis Bayern und zurück" stand. Denn da konnte man etwa einen heißen Tango erleben oder auch einen französischen Musette-Walzer, fröhliche Impressionen aus Spanien ebenso wie afrikanische Länge. Das alles war hinreißend gespielt. Mit großer Fingerfertigkeit und perlenden Läufen brachte Pedrozo seine eigenen Kompositionen aus verschiedenen Regionen der Welt ebenso wie Musik aus seiner Heimat ein.
Was Kiko Pedrozo vor allem auszeichnet, sind seine Neugier und Offenheit gegenüber allem Neuen. Er, der einst zusammen mit den weltberühmten "Los Paraguayos" in riesigen Hallen Erfolge feierte, verharrt nicht wie die meisten seiner Landsleute bei Salsa, Marichi oder Tango. Pedrozo hat vielmehr, wie er selbst sagt, "alles aufgesogen, was mir in den jeweiligen musikalischen Kulturkreisen begegnet ist, und daraus meinen eigenen Stil entwickelt".
Das vielfach gebrauchte Wort "Weltmusik", das zu Recht nicht jedem gefällt, passt, wenn überhaupt, auf diesen Harfenisten, zumal er seine Arbeit, deren handwerkliche Qualität über alle Maßen erhaben ist, auch mit unwiderstehlichem Charme präsentiert. Ob es ein munteres Rondo ist oder eine raffinierte Tonmalerei üer eine Heuschrecke oder melancholische Lieder - der Mann aus Paraguay entlockt seiner Harfe ein fast unglaubliches Klangspektrum, seine Finger fliegen über die Saiten, mit seinen Soli verarbeitet er Eindrücke von Reisen, verführt zum Träumen. Und das zwischendrin auch mit seiner Stimme, denn ein paar mal ergänzt er die Harfenklänge auch mit Liedern in Guarani, der Sprache seiner Heimat, die er in den 1970er Jahren Richtung Europa verließ.
Bestens zu Pedrozo passt sein kongenialer Partner, der Akkordeonist Hansi Zeller, Absolvent des Richard-Strauss-Konservatoriums, der in den vergangenen Jahren bereits als Partner von Sänger Franz Benton angetreten ist. er rauschende Schlussapplaus endete erst nach ein paar Zugaben. Von Wolfgang Kaiser


Garmisch-Partenkirchner Tagblatt vom 09.01.2008