Mainpost – Schweinfurt / 4.12.2007

SCHWEINFURT
Virtuose Weltenbummler
Pedrozo und Zeller in der Disharmonie

 

Bei manchen Veranstaltungen spürt man fast im Voraus: Das wird ein guter Abend. So am Freitag in der dicht gefüllten Disharmonie, auf deren Bühne drei Harfen malerisch verteilt sind. Kiko Pedrozo ist da, Meister dieses edlen Instrumentes und langjähriges Mitglied der Gruppe „Los Paraguayos“. Die Jüngeren kennen ihn aus der „Sounds-of-Islands“-Band des bayerischen Wortakrobaten Willy Astor oder als Partner von Franz Benton. Pedrozo stellt sich mit „Carnaval de Manha“ vor: Im relaxten Bossa-Rhythmus, verziert mit Trillern und Vorschlägen, und natürlich mit rauschenden Arpeggien.

„Dein schönes Gesicht“

„Stell doch die anderen Harfen etwas zur Seite“, ruft eine Freche aus der zweiten Reihe, „damit man dein schönes Gesicht sehen kann.“ Pedrozo lässt sich nicht verblüffen: „Schönes Gesicht – das hat seit meiner Mutter niemand mehr zu mir gesagt. Danke, Schweinfurt.“ Die Stimmung steigt. Inzwischen ist auch sein musikalischer Begleiter auf die Bühne gekommen: Der Akkordeon-Virtuose Hansi Zeller aus dem Allgäu, dem bei seinen oft absurden Ansagen der Schalk von Karl Valentin über die Schulter blickt.
Trotz aller Wortspielereien steht natürlich die Musik im Mittelpunkt, genauer: das musikalische und gestalterische Können zweier Meister. Wie man das Publikum mit einem Akkordeon verzaubern kann, das zeigt Hansi Zeller in Richard Gallianos „Valse blue“. Moll-Klänge flüstern von Sehnsucht und Verzicht – Zeller brilliert mit seinem am Richard-Strauss-Konservatorium in München erworbenen großartigen Spiel.
„Von Südamerika bis ins Allgäu“ haben die beiden ihr Programm überschrieben. Und trotz dieser großen Spannweite haben doch alle Songs eines gemeinsam: Ein originelles, auf die beiden Instrumente ausgerichtetes Arrangement, mal berührende Schlichtheit, dann verblüffende Virtuosität – immer entstehen wunderschöne musikalische Momentaufnahmen. Ob im Tango „El Choclo“, im Musette „La Valse“ oder im „Rondo Ravensburg“ von Franz Benton, das in galante Zeiten entführt.

Bayerische Strandhütte

Dann erklingt ein Glöckchen: Die beiden Musikanten interpretieren zur Gaudi aller den Boarischen „Strandhütt'n“. In diese fröhlich-schräge Rubrik gehört auch die Ballade von „Lucky Heuschreck“. Das muntere Leben des grünen Springers wird von einer Lokomotive jäh beendet. Ausgelassen geht es zu bei „Schokofondue“, einer musikalischen Erinnerung an die Vorfreude auf ein gutes Essen während der gemeinsamen Probenarbeit.
Beifallsstürme und Zugaben für diese Begegnung mit zwei sympathischen Musikern, zugleich einen gelungenen Start ins Wochenende.